Christina und Enrique unterwegs auf dem Jakobsweg
Münchner Jakobsweg
(Bericht von Teilnehmer Urs)
Donnerstag, 6. Juni 2013 - München Pullach bis Raisting (57 Km - 646 Hm)
Pünktlich um 7 Uhr war Abfahrt in Widnau. Die Autofahrt führte uns zuerst in die bayerische Hauptstadt München. Nach knapp 2.5 Std. Fahrt war der Ausgangspunk, die ‚Isar‘ am Stadtrand von München, erreicht. Nachdem wir unsere Fahrräder startklar gemacht und uns in der Gaststätte Brückenwirt eine kleine Stärkung gegönnt hatten, ging‘s endlich los. Christine, Heiner, Priska und ich nahmen die Herausforderung an. Priska, welche erstmals mit dabei war, startete mit ihrem E-Bike. Paul und Angela sorgten mit dem Servicefahrzeug dafür, dass wir jederzeit schnelle Hilfe anfordern konnten. Schnell und zügig fuhren wir zu Beginn auf einer geteerten Strasse der Isar entlang. Dann bogen wir auf einen Waldweg ab und von da an hiess es aufpassen. Es ging auf und ab, dann wieder fast ebenerdig der Isar entlang. Plötzlich bekamen wir die ersten Auswüchse, die das Unwetter der vergangenen Wochen in Bayern verursacht hatte, zu spüren. Unser Weg war teilweise mit Schwemmsand und Kies übersät und man wusste nie so recht, ob wir mit unseren Rädern darin stecken bleiben würden. Auch mussten quer über dem Weg liegende Bäume überstiegen werden. Nach einem ersten Halt beim Kloster Schäftlarn führte uns der Weg zum Starnbergersee, wo wir an dessen Uferweg bis nach Starnberg fuhren. Dort, mitten im Dorf, nahmen wir unser Mittagessen ein. Nachher durchquerten wir die reizvolle Maisinger Schlucht. So kamen wir schließlich durch den Rothenfelder Forst, wo wir bald das Kloster Andechs auf dem «Heiligen Berg» erreichten. Anschliessend fuhren wir auf wunderschönen Wegen abseits der Strassen, oft auf Waldwegen, unserem heutigen Etappenziel ‚Raisting‘ entgegen. Dort im wunderschönen Gasthof Post, wo wir ausgezeichnet gegessen hatten, übernachteten wir erstmals.
Freitag, 7. Juni 2013 - Raisting bis Marktoberdorf (80 Km - 1036 Hm)
Punkt 9.30 Uhr starteten wir zu unserer längsten Etappe. Diese war wirklich sehr anstrengend und forderte einiges von uns. Die Aufstiege waren teilweise so steil, dass Heiner und ich es vorzogen, einige Meter zu Fuss zurück zulegen. Auf den geteerten Strassen war Priska bei den Aufstiegen stets diejenige, die zuerst oben angekommen ist. Dann folgte Christine, die eine ausgezeichnete Kondition aufwies. Bald erreichten wir Wessobrunn, wo wir das bekannte Kloster besichtigten. Nachher ging's weiter via Bernbeuren und Stötten nach Marktoberdorf. (Angesichts der langen Etappe haben wir den Auerberg umfahren) Das Befahren der schmalen Waldwege forderte unsere volle Konzentration. Für Priska war dies nicht so einfach, denn ihr E-Bike war mit ganz normalen, schmalen Strassenpneus ausgerüstet. Auch heute galt es die vom Unwetter verwüsteten Wege zu bewältigen, d.h., zu Fuss gehen, die Fahrräder schieben, auf Stege und kleine Brücken hochheben. Ab und zu waren die Fahrwege auch nass und sumpfig, was ein Befahren unmöglich machte. Teilweise waren die zu befahrenen Wege gar offiziell als ‚Wegen Unwetterschäden gesperrt‘ gekennzeichnet gewesen. Müde aber zufrieden kamen wir in Marktoberdorf an, wo wir im ‚Gasthof zum Hirsch‘ unser Nachtquartier bezogen.
Samstag, 8. Juni 2013 - Marktoberdorf bis Weitnau (65 Km - 1028 Hm)
Unser heutiges Etappenziel war Weitnau. Wie es so ist, fordert der Jakobsweg, in Bayern oft auch z.T. ‚König Ludwig Weg‘ genannt, nicht nur die Pilger zu Fuss, sondern auch diejenigen welche mit dem Rad unterwegs sind. Wir erklommen Hochebenen und überquerten auch Alpweiden, denn unsere Wege führten uns teils über 1000 m.ü.M. Die Schönheiten der Natur und die Stille die uns umgaben waren einfach super und man kann dies mit Worten fast nicht beschreiben. Im Kemptner Wald erreichten wir die Kempter Waldkapelle und gönnten uns dort eine kleine Pause. Kurz darauf begann das Gefälle Richtung Kempten, vorbei am malerischen Bachtelweiher, bevor wir anschließend Kempten erreichten. Da legten wir die Mittagsrast ein. Nachher fuhren wir weiter via Mariaberg und Buchenberg nach Weitnau. Wenige Kilometer vor dem Ziel entschlossen wir uns, über den Sonneckgratweg zu fahren. In der Annahme, dass wir den Rest auf einem Höhenweg zurücklegen konnten, fuhren wir steil bergauf. Schliesslich ging’s weiter durch Wald und über Wiesen. Der Weg wurde immer schlimmer und schliesslich war er gar nicht mehr befahrbar. Nach etwa einer halben Stunde Fussmarsch war endlich wieder ein befahrbarer, teils steil abwärts führender Waldweg in Sicht, auf welchem wir schnell ins Dorf zu unserem heutigen Nachtlager ‚Gasthof Goldener Adler‘ gelangten. Heute kam jeder von uns erstmals wirklich an seine Grenzen. Das heutige Abendessen war wieder reichhaltig und gut.
Sonntag, 9. Juni 2013 - Weitnau bis Bregenz (62 Km - 980 Hm)
Via Lindau führte uns der Weg ans Ende unserer Reise nach Bregenz. Heute kamen wir zügig voran und es galt eigentlich nur einen einzigen happigen Aufstieg nach Höllanger zu bewältigen. Dies war gleich nach dem Mittagessen der Fall gewesen. Weiter ging' s auf dem hügeligen Gelände via Simmerberg und Allmannsried nach Lindau. Was für ein Gefühl, als wir erstmals den Bodensee zu sehen bekamen. In schneller Fahrt erreichten wir den See. Dem Uferweg entlang fuhren wir unserem Endziel, dem Kloster in Bregenz entgegen.